[ zurück ] [ Inhalt ] [ 1 ] [ 2 ] [ 3 ] [ 4 ] [ 5 ] [ 6 ] [ 7 ] [ 8 ] [ 9 ] [ 10 ] [ 11 ] [ 12 ] [ 13 ] [ 14 ] [ 15 ] [ 16 ] [ weiter ]


Die Debian GNU/Linux-FAQ
Kapitel 6 - Die Debian FTP-Archive


6.1 Wie viele Debian-Distributionen gibt es?

Es gibt drei große Distributionen: die »Stable«-, die »Testing«- und die »Unstable«-Distribution. Die »Testing«-Distribution kann zeitweise »Frozen« sein (siehe Wie erhält »Testing« den »frozen«-Status?, Abschnitt 6.5.1). Daneben gibt es noch die Distributionen »Oldstable« und »Experimental«.

Experimental wird für Pakete benutzt, die sich noch in der Entwicklung befinden und daher die Stabilität ihres Systems hochgradig gefährden. Diese Distribution benutzen Entwickler, welche absolut brandneue Software untersuchen möchten. Normale Benutzer, sollten keine Pakete aus Experimental verwenden, weil sich diese selbst für die erfahrendsten Benutzer als gefährlich oder schädlich erweisen können.

Für Hilfe bei der Auswahl einer geeigneten Debian-Distribution lesen Sie bitte Eine Debian-Distribution auswählen, Kapitel 3.


6.2 Was haben all diese Namen wie »Etch«, »Lenny«, usw. zu bedeuten?

Dabei handelt es sich einfach um Codenamen. Jede Debian-Distribution, die sich noch in der Entwicklung befindet, besitzt keine Versionsnummer aber einen Codenamen. Der Zweck dieser Codenamen ist es, das Spiegeln von Debian-Distributionen zu vereinfachen (wenn ein echtes Verzeichnis wie unstable plötzlich in stable umbenannt werden würde, würden eine Menge an Daten sinnloserweise erneut heruntergeladen werden).

Zur Zeit ist stable ein symbolischer Link auf wheezy (z.B. Debian GNU/Linux 7.0) und testing ein symbolischer Link auf jessie. Dies bedeutet, dass wheezy die derzeitige Stable-Distribution und jessie die derzeitige Testing-Distribution ist.

unstable wiederum ist ein permanenter symbolischer Link auf sid, da Sid immer die instabile Distribution bleiben wird (siehe dazu Was ist mit »Sid«?, Abschnitt 6.3).


6.2.1 Welche Codenamen wurden in der Vergangenheit verwendet?

Andere, bereits verwendete Codename sind: Buzz für Release 1.1, Rex für Release 1.2, Bo für Releases 1.3.x, Hamm für Release 2.0, Slink für Release 2.1, Potato für Release 2.2, Woody für Release 3.0, Sarge für Release 3.1 und Etch für Release 4.0.


6.2.2 Woher stammen diese Codenamen?

Bis jetzt wurden immer Charaktere des Films »Toy Story« von Pixar zur Namensgebung herangezogen:


6.3 Was ist mit »Sid«?

Sid oder Unstable ist der Ort wo die meisten Pakete als erstes hochgeladen werden. Es wird nie direkt veröffentlicht werden, da zu veröffentlichende Pakete erst in Testing eingefügt werden, um dann später in Stable übernommen zu werden. Sid enthält Pakete für bereits veröffentlichte und unveröffentlichte Architekturen.

Der Name »Sid« kommt ursprünglich aus dem Animationsfilm »Toy Story«: Sid war der Junge von Nebenan der immer Spielzeuge zerstörte :-)

[1]


6.4 Was enthält das »stable«-Verzeichnis?


6.5 Was enthält das »testing«-Verzeichnis?

Pakete landen im testing-Verzeichnis, nachdem sie zu einem gewissen Grad in Unstable getestet wurden.

Diese Pakete müssen identisch für alle Architekturen vorliegen auf denen sie gebaut wurden. Es darf auch keine Abhängigkeiten geben, welche sie uninstallierbar machen würden. Des Weiteren müssen sie weniger veröffentlichungskritische Fehler aufweisen als die aktuelle Version in »Testing«. Auf diese Art erhofft man, dass Testing immer nahe daran ist ein Release-Kandidat zu werden.

Weitere Informationen über den Status von Testing und über die einzelnen Pakete sind unter http://www.debian.org/devel/testing verfügbar.


6.5.1 Wie erhält »Testing« den »frozen«-Status?

Sobald die »Testing«-Distribution weit genug fortgeschritten ist, erhält sie den »frozen«-Status durch den Release-Manager. Die normalen Verzögerungspausen der Aufnahme von Paketen nach »Testing« werden verlängert, um so weniger neue Fehler von »Unstable« nach »Testing« zu lassen.

Nach einiger Zeit wird die »Testing«-Distribution dann wirklich »frozen«, also eingefroren. Dies bedeutet, dass alle neuen Pakete die nach »Testing« sollen, zurückgehalten werden, außer sie beheben veröffentlichungskritische Fehler. Die »Testing«-Distribution kann auch in diesem Zustand während der »Testzyklen« verweilen, wenn die Veröffentlichung kurz bevor steht.

Alle Fehler in der »Testing«-Distribution die ein Paket an der Freigabe hindern oder die ganze Veröffentlichung verhindern, werden mitprotokolliert. Um mehr Details zu erfahren, siehe auch Debian »Testing« Release-Informationen.

Sobald die Anzahl der Fehler sich einem akzeptablen Wert nähert, wird die eingefrorene »Testing«-Distribution als »Stable« deklariert und mit einer Versionsnummer freigegeben.

Mit jedem neuen Release ist die vorhergegangene »Stable«-Distribution überholt und wird in das Archiv verschoben. Für weitere Informationen, siehe auch Distributions-Archive.


6.6 Was enthält das »unstable«-Verzeichnis?

Das »unstable«-Verzeichnis enthält eine Momentaufnahme des derzeitigen Entwicklungssystems. Benutzer dürfen dieses gerne benutzen und testen. Man sei aber gewarnt, dass es keine Garantie einer Lauffähigkeit gibt. Der Vorteil von »Unstable« liegt darin, dass alle Pakete aktuell sind. Wenn allerdings etwas kaputt geht: Pech gehabt :)

Natürlich gibt es in »Unstable« genauso die Verzeichnisse »main«, »contrib« und »non-free«, die, wie für das »stable«-Verzeichnis beschrieben, sortiert sind.


6.7 Was haben all die Verzeichnisse in den Debian-FTP-Archiven zu bedeuten?

Die für Debian paketierte Software ist in einem von zahlreichen Verzeichnisbäumen auf jedem Debian-Spiegel verfügbar.

Das dists-Verzeichnis ist die Abkürzung für »Distributionen« und ist der übliche Weg, um auf die zurzeit verfügbaren Debian-Distributionen (und deren Vorgänger) zuzugreifen.

Das pool-Verzeichnis enthält die eigentlichen Pakete, siehe dazu auch Was befindet sich im pool-Verzeichnis?, Abschnitt 6.10.

Es gibt zahlreiche zusätzliche Verzeichnisse:

/tools/:

enthält DOS-Werkzeuge zum Erstellen von boot-Disketten, zur Partionierung, zum Packen/Entpacken von Dateien und um Linux zu booten

/doc/:

enthält die grundlegende Debian-Dokumentation, wie z.B. die FAQ, die Anleitung für die Fehlerdatenbank, usw.

/indices/:

enthält die Dateien der Paketbetreuer und Teile der Konfigurationen der Archiv-Skipte

/project/:

enthält hauptsächlich Material für Entwickler und verschiedene Dateien


6.8 Was haben die ganzen Verzeichnisse in dists/stable/main zu bedeuten?

In jedem Hauptverzeichnis [2] gibt es drei Zusammenstellungen von Unterverzeichnissen, welche Indexdateien enthalten.

Da sind zum einen die binary-irgendwas-Verzeichnisse welche die Indexdateien für die Binärpakete für jede verfügbare Computerarchitektur enthalten, z.B. /binary-i386/ für Pakete welche auf der Intel x86-Architektur laufen oder /binary-sparc/ für Pakete welche auf Sun-SPARCStationen laufen.

Die vollständige Liste der verfügbaren Architekturen für jedes Release ist unter der Veröffentlichungs-Webseite verfügbar. Für die derzeit aktuelle Veröffentlichung siehe auch Auf welchen Hardware-Architekturen/Systemen läuft Debian GNU/Linux?, Abschnitt 4.1.

Die Indexdateien in binary-* heißen Packages(.gz) und enthalten eine Zusammenfassung jedes Binärpakets welches in dieser Distribution zu finden ist. Die eigentlichen Binärpakete liegen direkt im pool- Verzeichnis.

Des Weiteren existiert ein Unterverzeichnis »source/«, welches Indexdateien für die Quellpakete jeder Distribution beinhaltet. Die Indexdatei dafür heißt Sources(.gz).

Zu guter Letzt existiert ein Satz von Unterverzeichnissen, welche die für das Installationssystem notwendigen Indexdateien beinhalten. Diese liegen in debian-installer/binary-architecture.


6.9 Wo befindet sich der Quellcode?

Der gesamte Quellcode für alles in Debian ist verfügbar. Es ist sogar so, dass die Lizenzbedingungen der meisten Programme des Systems es verlangen, dass der Quellcode zusammen mit dem eigentlichen Programm ausgeliefert wird oder wenigstens zur Verfügung steht.

Der Quellcode wird über das pool-Verzeichnis (siehe Was befindet sich im pool-Verzeichnis?, Abschnitt 6.10), zusammen mit den architekturspezifischen Binärverzeichnissen, verteilt. Um den Quellcode zu erhalten, ohne sich um die FTP-Archiv-Verzeichnisstruktur kümmern zu müssen, kann man z.B. apt-get source Paketname verwenden.

Einige Pakete werden auf Grund von Einschränkungen in ihren Lizenzen nur als Quellcode verteilt. pine z.B ist ein solches Paket, siehe auch Wo ist pine?, Abschnitt 5.10.

Für Pakete in »contrib« und »non-free«, welche rein formal nicht Teil des Debian-Systems sind, kann der Quellcode verfügbar sein, muss es aber nicht.


6.10 Was befindet sich im pool-Verzeichnis?

Pakete werden in einem großen »Pool« gelagert, strukturiert nach dem Namen des Quellpaketes. Um dies zu verwalten, ist das pool-Verzeichnis unterteilt in die Abschnitte (»main«, »contrib« und »non-free«) und dann sortiert nach dem ersten Buchstaben des Quellpaketes. Diese Verzeichnisse enthalten zahlreiche Dateien: die Binärpakete für jede Architektur und die Quellpakete von denen die Binärpakete erstellt wurden.

Es ist möglich, herauszufinden wo ein Paket platziert ist, indem man apt-cache showsrc Paketname ausführt und dann die »Directory:«-Zeile betrachtet. Beispielsweise liegt das apache-Paket in pool/main/a/apache.

Zusätzlich werden die lib*-Pakete extra behandelt, da es einfach sehr viele sind: z.B. sind libpaper-Pakete in pool/main/libp/libpaper/ gespeichert.

[3]


6.11 Was ist »Incoming«?

Nachdem ein Entwickler ein Paket hochgeladen hat, bleibt es für eine kurze Zeit in dem »incoming«-Verzeichnis, bis es auf seine Echtheit überprüft wurde und damit in das Archiv darf.

Im Normalfall sollte niemand etwas von dort installieren. Allerdings gibt es seltene Notfälle. Das »incoming«-Verzeichnis ist unter http://incoming.debian.org/ verfügbar. Es ist möglich, Pakete von dort per Hand zu holen, die GPG-Signatur und MD5-Checksumme in den .changes- und .dsc-Dateien zu überprüfen und sie dann zu installieren.


6.12 Wie erstelle ich mein eigenes, apt-taugliches Paketdepot?

Wenn man eigene Debian-Pakete gebaut hat und diese mit den Standard-Debian-Paketwerkzeugen installieren möchte, so ist es möglich, ein eigenes apt-taugliches Paketarchiv zu erstellen. Dies ist auch nützlich, wenn man eigene Debian-Pakete verteilen möchte, welche nicht vom Debian-Projekt verteilt werden. Informationen und Anleitungen wie dies zu bewerkstelligen ist, findet man im Debian-Depot-HOWTO.


[ zurück ] [ Inhalt ] [ 1 ] [ 2 ] [ 3 ] [ 4 ] [ 5 ] [ 6 ] [ 7 ] [ 8 ] [ 9 ] [ 10 ] [ 11 ] [ 12 ] [ 13 ] [ 14 ] [ 15 ] [ 16 ] [ weiter ]


Die Debian GNU/Linux-FAQ

Version 5.0.2ubuntu1, 17 June 2013

Die Autoren der Debian-FAQ